Halbzeit: Mit großen Schritten zum Examen

Oft bekomme ich auf Instagram folgende Fragen gestellt:

  1. Was machst du eigentlich beruflich?
  2. Warum machst du so spät/nach dem Studium noch eine Ausbildung?

Zur ersten Frage: Ich habe im April 2016 eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin begonnen und das war definitiv eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Und dann kommen wir auch schon zur zweiten Frage: Die Sache ist, dass ich einfach mit meinem Studium super unglücklich war. Ich habe an der Universität Siegen Sprache und Kommunikation mit dem Schwerpunkt Anglistik studiert, mein Nebenfach waren Medienwissenschaften. „Wow, klingt das cool.“, dachte ich anfangs – war aber gar nicht so cool. Die Studieninhalte waren super abstrakt und mit der Kombination, die ich gewählt hatte, sahen auch die Jobaussichten eher mau aus. Immer fehlte der BWL-Teil oder „irgendwas mit Management“. Naja, nach ewigem Studieren (wirklich ewig!) habe ich mich dann nach etwas Praktischem umgesehen. „Und wie kommt man da auf die Ausbildung zur Krankenschwester?“, fragen sich jetzt wahrscheinlich viele. Eigentlich ganz einfach: Ich war schon immer interessiert an der Medizin, aber machen wir uns nichts vor, mit meinem Abitur hätte ich wohl erst 2030 anfangen können Medizin zu studieren. 😅 Also hab ich mich schlau gemacht, was man im Bereich Medizin sonst so machen könnte und kam dann auf die Ausbildung. Was ich aber jedem ans Herz legen kann bevor ihr euch für diese Ausbildung bewerbt: Macht vorher ein Praktikum o.ä. in diesem Bereich. Das habe ich auch gemacht und für mich hat es meine Entscheidung nur bestärkt. Es kann natürlich auch das komplette Gegenteil bewirken. Ich muss natürlich dazu sagen, dass es mir (mit 25 Jahren) nicht leicht fiel, den Entschluss zu fassen. Und ohne die Unterstützung meines Mannes wäre das auch nicht möglich gewesen. An dieser Stelle: Vielen Dank! ❤️

Die Ausbildung

zubehörDie Ausbildung dauert insgesamt 3 Jahre und wird mit einem Examen beendet. Man klappert im Rahmen der Ausbildung diverse Bereiche ab: Verschiedene Fachbereiche (Kardiologie, Chirurgie, Nephrologie, u.v.m.), den ambulante Pflegedienst, Funktionsbereiche (z.B. Dialyse oder die Zentrale Aufnahme) und die Psychiatrie. Klar, manche Bereiche gefallen einem mehr, andere weniger. Aber ich bin froh, dass wir wirklich einmal alles durchlaufen, weil ich beispielsweise nie gedacht hätte, dass die Dialyse interessant für mich wäre und die Arbeit dort war einfach nur ein Träumchen! Ein total interessanter Fachbereich mit tollen Weiterbildungsmöglichkeiten. Weiterbildung, auch ein wichtiges Thema. Ich glaube es gibt wenig Berufe, in denen man sich so vielseitig weiterbilden kann. Egal ob die Fachweiterbildung (die nochmal 2 Jahre dauert) oder Fortbildungen zur Wundexpertin, Breast Care Nurse oder auch die Fortbildung zum Praxisanleiter für die Schüler, die auf die Station kommen.
Die Rolle als SchülerIn… Kommt total auf die Station bzw. auf die Kollegen an, wie überall anders wahrscheinlich auch. Einige sind anscheinend bereits examiniert zur Welt gekommen, andere sind total bemüht einem so viel wie möglich zu zeigen. Es ist für mich erstmal schwierig gewesen, zumal ich auch neben dem Studium immer gearbeitet habe, mich damit abzufinden, dass ich nun ganz unten in der Nahrungskette stehe. Wobei ich mit meiner Schule wirklich Glück gehabt habe, da alle dort sehr bemüht sind Probleme zu lösen, sollte es welche geben.
Der Schichtdienst: Wir beginnen jetzt im zweiten Lehrjahr erst mit unseren Nachtdiensten, von daher war es bis jetzt mit Früh- und Spätschicht relativ entspannt. Wobei ich natürlich alles andere als euphorisch bin wenn um 04:15h der Wecker klingelt. Aber ich hab’s mir ja so ausgesucht. 😉
Das Ausbildungsgehalt: Ja, auch darüber kann man sprechen. Ich persönlich finde die Vergütung für eine Ausbildung wirklich gut. Die folgenden Gehälter sind Durchschnittswerte, die ich auf www.ausbildung.de gefunden habe.

  1. Lehrjahr: 1010€ Brutto
  2. Lehrjahr: 1072€ Brutto
  3. Lehrjahr: 1173€ Brutto

thumbs up
Also, wie ihr lest, ich kann eigentlich nur Positives berichten. Klar, es gibt immer Dinge, die einen auch mal nicht so positiv stimmen, z.B. wenn es da ein Patientenschicksal gibt, was einen mitnimmt oder beschäftigt oder wenn es mal wieder heißt „Schwester, könnten Sie mir bitte ein anderes Kissen bringen…“. So oder so, es ist nie immer nur alles gut. Wie in jedem anderen Beruf auch. Aber ich mag den Job, ich mag den Kontakt zu Menschen, ich mag natürlich auch in meinem Wissen gefordert zu werden und bin froh, über alles, was ich irgendwie noch lernen kann. Ich mag sogar den Geruch von Desinfektionsmittel. Allerdings sollte man sich vor keinerlei Ausscheidungen scheuen, denn damit kommt man (je nach Station) zu genüge in Kontakt. 💩 Wo wir grad dabei sind, mein Lieblingssatz „Den ganzen Tag Leuten den Arsch abwischen, geiler Job.“ – wenn ich sowas höre möchte ich mich am liebsten spontan übergeben. So eine herablassende Art, so viel Geringschätzung ist einfach eine Unverschämtheit dafür, dass es deren Großeltern, Eltern, Tanten oder Onkel sind, die man pflegt. Und ja, „Arsch abwischen“ gehört auch dazu. Langsam aber sicher lerne ich drüber zu stehen, wobei ich natürlich am liebsten jedem, dem wieder so ein geistiger Müll über die Lippen kommt, meine Meinung dazu sagen würde. 😂
Für mich geht’s langsam aber sicher in Richtung Endspurt… Ich freue mich auf alles, was noch kommt und bin natürlich froh wenn ich mich (hoffentlich) ab April 2019 Examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin nennen darf.
Dieses war ein sehr persönlicher, subjektiver Einblick in die Ausbildung einer Gesundheits- und KrankenpflerIn. Ich hoffe damit sind eure Fragen beantwortet und wenn sich doch noch die ein oder andere Frage ergibt, schreibt mir einfach.
Eure,
Lisa-Marie

17 Kommentare

  1. Fabi_fit
    September 3, 2017 / 1:04 pm

    Schön geschrieben mein Schatz
    😘

  2. Bernd Gaebel
    September 3, 2017 / 1:23 pm

    Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg und Spaß bis zum Examen, meine Lieblings-Schwiegertochter

  3. LiLo
    September 3, 2017 / 1:44 pm

    Ich finde deine Entscheidung super! Mutig und anscheinend genau richtig, so positiv und euphorisch wie du darüber schreibst!
    Und glaub mir, es ist nie zu spät. Ich hab mit 27 noch mal eine neue Ausbildung angefangen und bereue es kein Stück😉
    Viel Erfolg und Spass weiter!😊

  4. Rike
    September 3, 2017 / 2:08 pm

    Liebe Lisa Marie, ich bewundere deine Entscheidung!! Mir ging es in meinem Studium wie dir, ich habe mich trotzdem durch gequält, mache jetzt aber etwas anderes. Und ich bekomme auch ständig zu hören “dafür hättest du doch nicht studieren müssen, könnte man da nichts besseres machen“ 🙄. Ist es nicht am wichtigsten, dass man mag was man macht?! Man verbringt soviel Zeit bei der Arbeit?
    Und dann möchte ich dir sagen, dass Krankenschwester so ein wichtiger Beruf ist und du bestimmt vielen Patienten mit deiner fröhlichen Art hilfst. Ich war auch schon wegen verschiedener Dinge im Krankenhaus, mal einen Tag,mal eine Woche, mal drei Wochen. Es ist keine schöne Situation, man fühlt sich unwohl, hat Schmerzen, möchte nach hause. Ich hatte einmal eine sehr liebe und freundliche Betreuung durch die Schwestern und auch mal Pech! Und es macht soviel aus!!! Man sollte diesen Beruf viel mehr Wert schätzen!

    • September 3, 2017 / 2:19 pm

      Vielen vielen Dank liebe Rike! Schön, dass du das so reflektiert betrachten kannst. Ich denke auch, dass Berufszufriedenheit super wichtig ist. Denn wenn du sagst, man verbringt so viel Zeit dort. Dann sollte man wenigstens etwas machen, was einem Spaß macht. 😊👍🏼

  5. Svenja
    September 3, 2017 / 3:35 pm

    Hi Lisa,
    da mein Abi ja wirklich auch eher… bescheiden war, habe ich mich für eine Ausbildung zur Physiotherapeutin entschieden. Eigentlich nur, im das ganze als Einstieg in die Medizin zu nutzen.
    Jetzt mit fast 28 würde ich nach wie vor gerne studieren, habe aber inzwischen ziemliche Zweifel.
    Durch meine Arbeit in einem KH sehe ich nun täglich die Aufgaben der Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und muss sagen: DAS hätte ich auch lieber gemacht als meinen Job.
    Tja, für mich heißt es weiterhin überlegen und zweifeln, dir aber wünsche ich weiterhin alles, alles Gute und ganz viel Spaß in diesem schönen Job!
    LG
    Svenja

    • September 3, 2017 / 3:53 pm

      Liebe Svenja,
      also Physiotherapie im Krankenhaus stelle ich mir auch weniger gut vor als z.B. in einer freien Praxis o.ä. Wobei es unterm Strich wahrscheinlich überall das Gleiche ist: Überall geht es nur um „Was können wir abrechnen?“ oder „Nein, das zahlt die Krankenkasse leider nicht.“. Ich denke das kann ganz schön frustrierend sein. Nein, eigentlich weiß ich es. ➡️ „Was nicht dokumentiert wurde, kann nicht abgerechnet werden.“ Manchmal hat man – überspitzt gesagt – das Gefühl man dokumentiert länger als man beim Pat. ist. Das ist natürlich nicht nur dem System Krankenhaus sondern auch oft schlechter Organisation geschuldet.
      Das Problem „in unserem Alter“ ist, wenn wir jetzt nicht nochmal umsatteln, machen wir es wahrscheinlich gar nicht mehr. Manchmal muss man doch irgendwie all seinen Mut zusammen nehmen. Denn wo ein Wille ist, ist auch ein Weg! Ich hoffe du findest noch den Job bzw. den Weg, der dich glücklich macht. 🍀

  6. Elena
    September 3, 2017 / 4:31 pm

    Hallo liebe Lisa,
    Ich finde es super, dass du deinen Weg gefunden hast und gleichzeitig finde ich es mega interessant. Ich kann mich noch erinnern, dass wir damals im Hans schon drüber gesprochen haben wie es beruflich (und studientechnisch) weiter geht. Wie du vielleicht noch weißt mach ich meine Ausbildung zur Mediengestalterin und bin auch sehr unzufrieden (was aber viel dem Betrieb zu verdanken ist). Also heißt es für mich jetzt auch überlegen wie es weiter gehen soll wenn ich Anfang nächsten Jahren (hoffentlich) fertig bin. Und ich kann dich in dem Punkt verstehen, dass man echt ein wenig Angst vor einer kompletten neu Orientierung hat. Ich denke auch viel darüber nach und mal schauen was auf mich zukommt und wofür ich mich entscheide.
    Ein großen Respekt meinerseits an dich!
    Ganz lieben Gruß!

    • September 3, 2017 / 4:34 pm

      Liebe Elena,
      vielen Dank! Freut mich, dass du so viel Spaß an deiner Ausbildung hast. Und ja, mit dem Team steht und fällt fast alles. Hoffentlich findest du nach deiner Ausbildung das Richtige zum Weitermachen. 😊👍🏼
      Dir ebenfalls viel Erfolg. 😊

  7. September 3, 2017 / 6:56 pm

    Ein toller Beitrag liebe Lisa!
    Ich finde deinen Ausbildungsberuf ganz toll.
    Liebe Grüsse Maren

  8. Lise
    September 4, 2017 / 2:11 am

    Congratulations for your wonderful decision and courage, Lisa!
    I always follow you on instagram and love to keep up with your work days..
    I really admire what you do and I’m happy you’ve found a job that makes you happy!
    Here in Brazil I’ve changed my degrees too.. I know how hard it is when we’re not happy and it’s not an easy decision… Now I’ll change again, this time to a different country, with a different language and finding a different area for an Ausbildung (which I have no idea yet..) so will be even harder. But as you said „wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“
    Good luck!
    LB,
    Lise.

    • September 4, 2017 / 9:07 am

      Dear Lise,
      At first I have to thank you for your very kind words. 🙏🏼
      I hope you’ll be happier in another country/with a different kind of education. Which country will you change to?

      • Lise
        September 4, 2017 / 3:51 pm

        You’re welcome!
        I hope so too, there will be a lot of changes… will be in Germany! I’ll spend a smaller time first trying to learn some more German and get things ready for studying and working, so I’m learning German like crazy 😂
        It’s a little scary but hopefully everything will work out ☺️🙏🏻

        • September 4, 2017 / 6:04 pm

          Then I’ll keep my fingers crossed for you. 😊 I think if German is not your mother tongue it’s super difficult to learn. I hope everything will work out as you want it to. 😊👍🏼

  9. Anonymous
    Oktober 21, 2017 / 9:30 am

    Hallo liebe Lisa,
    ich bin über Instagram auf dich und deinen Blog gestoßen. In diesem wunderbaren Beitrag erkenne ich mich so wieder! Auch ich habe (ewig) studiert bis ich den Entschluss gefasst habe, etwas zu machen, was mir wirklich gefällt und was mich fördert. Auch ich habe mit Mitte Zwanzig die Ausbildung zur Krankenschwester angefangen und bin seit dem vergangenen Jahr examiniert. Die beste Entscheidung meines Lebens! Dieser Beruf ist so vielseitig und, wie du schon geschrieben hast, mit so vielen Wieterbildungsmöglichkeiten beseelt. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und Erfolg bei deiner Ausbildung! Auf dass du nie deine Freude und Zuversicht verlierst 🙂
    Liebe Grüße von einer Schwester zur anderen 🙂
    Katjenkaa

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